Erfahrungsbericht aus Frankfurt – Miriam Jucho

Die Frage, wo man die einzelnen Stationen im Referendariat absolviert stellt sich für manche früher, für manche später, fest steht aber: Irgendwann muss man sich damit befassen, wo man seine Stationszeit verbringen möchte. Vergleichsweise gewichtiger als die Suche nach einem passenden Platz in den übrigen Stationen im “Ref” ist die innerhalb der Wahlstation. Hier stellt man schließlich für sich fest, wo der Interessenschwerpunkt liegt. Man trifft - wie der Name schon sagt - eine “Wahl”.

Dass ich gerne noch einmal Kanzleiluft schnuppern wollte, stand für mich schon seit der Anwaltsstation fest. Allerdings wollte ich gerne auch einmal hinter die Kulissen einer englischen Kanzlei schauen und so kam ich in das Corporate / M&A-Team von Clifford Chance in Frankfurt am Main.

Ich wollte insbesondere sehen, wie die Teams arbeiten, mehr zu den wirtschaftlichen Zusammenhängen innerhalb der “Deals” erfahren und insgesamt noch einmal Einblicke in den Bereich erhalten. Das Corporate Team von Clifford Chance berät innerhalb großer Unternehmenstransaktionen auf Käufer- oder Verkäuferseite im internationalen Rahmen. Keine Transaktion ist wie die Andere und so ist jeder Tag immer neu und keine Aufgabe wie die davor. Gerade dieser hohe Grad an Abwechslung hat mich immer wieder aufs Neue begeistert und die Arbeit so spannend gestaltet, dass es sich kaum wie Arbeit angefühlt hat.

Während meiner Zeit bei Clifford Chance habe ich mich mit dem “Day-to-Day” des M&A-Geschäfts befasst, also dem Erstellen von Due-Diligence-Berichten, Steps-Plänen zu Closings, Red-Flag- Reports usw., wobei ich von Beginn an viel Freiraum hatte und Eigenverantwortung übernehmen durfte. Daneben gab es aber auch immer spannende rechtliche Recherchen zu Fragen aus dem Gesellschafts- und Sachenrecht, zu Vertragsklauseln und auch bereichsübergreifend aus dem Feld Private Equity und GWB. So konnte ich wahnsinnig viel lernen und gleichzeitig auch in weitere Practice Areas der Kanzlei eintauchen.

Hervorheben ist vor diesem Hintergrund der enge Austausch mit den Associates und Partner*innen. Es wurde sich immer die Zeit genommen, die Aufgaben nachzubesprechen, Fragen zu beantworten und Problemstellungen gemeinsam zu erörtern. Ich bekam hier insbesondere die Gelegenheit meine Standpunkte zu vertreten, mich mit dem Team auszutauschen und durfte dabei

direkt am Mandat mitwirken. So lernte ich strukturiertes Argumentieren, mich schnell mit den Ansichten und Fragen meines Gegenüber auseinanderzusetzen und darauf zu reagieren, etwas, das auch für eine Klausursituation oder eine mündliche Prüfung sehr lehrreich war.

Dabei war die Stimmung im gesamten Team immer sehr angenehm. Ich hatte nie Scheu, die Anwält*innen und Partner*innen anzusprechen und konnte mich mit den anderen Referendar*innen und wissenschaftlichen Mitarbeiter*innen bei einer Kaffeepause austauschen.

Bemerkenswert war auch das umfassende Angebot für Referendare innerhalb der “Ref-Academy”. Hier wurden Kaiserseminare, Klausuren und Vorstellungen der anderen Rechtsbereiche innerhalb der Kanzlei angeboten. Es gab Workshops, “Ask me anything”-Runden mit den Partner*innen, Referendarstammtische und vieles mehr.

Ich kann über meine Station bei Clifford Chance nur Positives berichten. Es war eine rundum lehrreiche, spannende und auch menschlich einfach nur sehr schöne Zeit. Die drei Monate waren viel zu schnell vorbei. Ich kann es jedem nur ans Herz legen, der noch überlegt, wohin die eigene Wahl fallen soll, seine letzte Station bei Clifford Chance zu absolvieren.